Ich musste schon öfter eine Therapie (Logo, Physio oder Osteopathie) für mich selber kurzfristig (unter 24 h) absagen, weil mir der Pflegedienst regelmäßig kurzfristig ausfällt, der eigentlich die Betreuung meines intenisv pflegebedürftigen Kindes übernimmt zu bestimmten Zeiten. Deshalb musste ich in Solchen Fällen eine Therapieausfall Gebühr bezahlen.
Eure Geschichten von Diskriminierung als Eltern, Pflegende, Fürsorgende
Corinna: Als Pflegeperson keine Krankenversicherung
Seit der Geburt meines Kindes (18. LM) habe ich es Vollzeit gepflegt (Pflegegrad 3). Da mein befristeter Arbeitsvertrag in der Zwischenzeit ausgelaufen ist und ebenso das Elterngeld, fehlte mir die Krankenversicherung. Da ich nicht verheiratet bin, teilte mir die Krankenkasse mit, dass ich mich selbstversichern müsse. Dies ist seit ein paar Monaten der Fall und teuer. Ich empfinde es als ungerecht, dass ich als (erwerbsarbeitslose) Pflegeperson nicht automatisch (gesetzlich) krankenversichert bin.
Ilga: Als Care-Arbeitende in Bittsteller-Position gezwungen
Als ich nach Kündigung meines Jobs mit der Absicht, das Abitur am Kolleg nachzuholen, feststellte unbeabsichtigt schwanger zu sein, begann für mich ein jahrelanger Albtraum an demütigenden Behördengängen, denn einen Job bekam ich so nicht mehr, aber die Sachbearbeiter:Innen waren angehalten, die Staatsgelder nicht so einfach rauszurücken - und so fühlte ich mich wie eine Bettlerin, die sich jedesmal von Neuem für den Antrag auf lebensnotwendigen Hilfen rechtfertigen musste, als würde die Person hinterm Schreibtisch meinen Unterhalt aus der eigenen Tasche bezahlen. Um mich und mein Kind...
Evi: Ehrenamt für die Zukunft der Kinder und Enkel
Dass meine zeitaufwändige aktivistische Tätigkeit für einen systemischen Wandel und die Aufrechterhaltung demokratischer Werte nicht nur ungeachtet und mein "Privatvergnügen" bleibt, sondern auch mit für mich hohen Geldstrafen belegt wird, sehe ich als meine Spende und Investition in den Erhalt einer lebenswerten Zukunft für nachfolgende Generationen und Geschenk an meine Kinder und Enkel.Die vielen Stunden, die ich damit verbringe, regionale Projekte wie die FoodCoop, Foodsharing, SoLaWi und Permakultur bekannt und stark werden zu lassen, gemeinschaftliche Strukturen zu bilden, Zugewanderte...
Bettina: Die Frauen tragen die ganze Last
Meine Mutter und ich hatten immer ein enges Verhältnis und so beschlossen wir ein paar Jahre nach meinem Studium einen Mehrgenerationen-Haushalt in einer 5-Zimmer-Wohnung zu gründen. Mein Mann war einverstanden, für meine Tochter war es großartig ihre Oma so nah zu haben und auch in das Lebensmodell meiner Mutter passte es gut: Sie war zwar seit 10 Jahren neu verheiratet, allerdings mit einem sehr unselbständigen Mann aus XXX mit Schlaganfall (Pflegegrad 2) und so es reichte ihr, sich regelmäßig zu sehen. Sie sortierte ihm wöchentlich die Pillen, begleitete zu Arztterminen, machte die...
Erika: Tarifänderung verhindert Frührente trotz Pflegezeiten
Ich habe zwei Kinder – eines davon mit einer Behinderung, das andere gesund. Ich bin seit vielen Jahren berufstätig, war mit dem Vater meiner Kinder verheiratet und später alleinerziehend. Wegen der besonderen Betreuungssituation wurden mir für mein behindertes Kind bis zu dessen 18. Lebensjahr Rentenpunkte angerechnet – allerdings nur, solange ich höchstens 30 Stunden pro Woche arbeitete. Dieser Ausgleich entfiel, als sich tarifliche Regelungen änderten und meine Arbeitszeit geringfügig über diese Grenze hinausging (30,75 Std. Woche)., obwohl mein Gehalt gleich blieb. Mein Alltag bestand...
Tina: Wertlos, dass man sich um Kinder kümmert
Ich bin seit 40 Jahren Rollstuhlfahrerin und habe eine Behinderung von 100%. 1995 habe ich ein Diplom in XXX gemacht und 3 Jahre garbeitet. Seitdem ich 2000 aber schwanger geworden bin, habe ich keine Arbeit mehr gefunden und es war mit den 3 Kindern für mich auch nicht möglich neben der Kindererziehung zu arbeiten. Ich habe in den letzten 25 Jahren meine 3 Kinder allein großgezogen (mit dem Unterhalt der Väter). Wenn meine jüngste Tochter, die jetzt gerade 18 geworden ist, auszieht, muß ich Bürgergeld/Sozialhilfe/Hartz 4 beantragen, da ich dann nur noch ein kleines Einkommen von ca. 800,00...
Leena: Wegen Pflegezeit kein Elterngeld
Meine Geschichte ist kurz erzählt, und ich bin überzeugt, dass das auch rechtlich als Diskriminierungsfall anzusehen ist: ich habe vor der Schwangerschaft meines 2. Kindes einige Monate meinen schwerkranken Vater gepflegt (bin 100% in Pflegezeit gegangen, Erwerbsarbeit pausiert, musste monatlich 200€ Krankenkassebeiträge bezahlen > 1. Benachteiligung). Dann wurde ich schwanger und habe Elterngeld beantragt. Dabei wurde die Pflegezeit mit 0€ angerechnet, hatte ja nichts "verdient" > 2. Benachteiligung. Aber: wäre ich davor in Elternzeit gewesen, dann hatte sich der Berechnungszeitraum einfach...
Marie-Luise: Hinterbliebenenrente unfair geregelt
Ich selbst bin verwitwet alleinerziehnd und engagiere mich politisch für Hinterbliebene. Hinterbliebene Eltern dürfen nur 1038 Euro verdienen, dann wird von jedem weiteren Euro 40 Cent von der Hinterbliebenenrente abgezogen. Das ist aus verschiedenen Gründen sehr unfair: 1. Es ist eine VERSICHERUNGSleistung, also beruht sie auch auf Beitragszahlungen, die auch innerhalb einer Ehe gemacht wurden und an einem willkürlichen Punkt gekürzt werden 2. Es ist eine Unterhaltsersatzleistung - aber je mehr man verdient, desto weniger bekommt man und zudem wird es (vs. Unterhalt) versteuert und es sind...
Annegret: Wenn Fürsorge die Existenz gefährdet
Ich bin Solomama – selbstgewählt – und könnte dank guter Infrastruktur in Hamburg 30 h arbeiten. Nun hat mein Kind ME/CFS nach Post-COVID und ist 100 % hausgebunden. Ich habe keine therapeutische und ärztliche Versorgung, ein bisschen Pflegegeld, klage gerade auf PG 3. Ich arbeite jetzt nochmal die Hälfte – und das geht nur dank meiner Mutter. Mein Arbeitgeber ist super flexibel, kann mich aber natürlich nur für Arbeit zahlen, die ich für ihn mache. Im Schnitt 15 h/Woche nun. Das wird auf die Dauer nicht reichen, da ich auch alle Therapieversuche privat zahlen muss. Zum Glück wohne ich...

