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Eure Geschichten von Diskriminierung als Eltern, Pflegende, Fürsorgende

Yvonne: Keine Hilfe trotz vieler Rufe

07.10.2025 | Beruf & Karriere, Mental Load & Alltag | 0 Kommentare

Ich bin 48 Jahre alt, Mutter von drei Kindern, alleinerziehend seit 2021 und seit gestern vom Vater der Kinder geschieden. Wir wollten drei Kinder, der Vater sogar direkt nach der Geburt von Zwillingen ein viertes. Mit Beginn von Corona waren die Kinder 7 und 9 Jahre alt. Da er die Krise genutzt hat, um a) Karriere zu machen und b) seinen Arbeitsort in ein anderes Bundesland zu verlegen, saß ich mit drei Grundschulkindern im Lockdown und im monatelangen Homeschooling. Zu dem Zeitpunkt hatte mein Arbeitsvertrag geendet, weil ich befristet beschäftigt war und das Projekt, in dem ich gearbeitet habe, auslief. An Jobsuche war in dieser Situation nicht zu denken. Anfang 2021 dann die Trennung und der Auszug des Vaters, der ein halbes Jahr später wieder eine neue Beziehung mit einer Arbeitskollegin hatte. Ich kümmerte mich zu 100% alleine um die Kinder. Der Vater war erst viel, viel später in der Lage, sich 24 Stunden alleine um alle drei Kinder zu kümmern, sodass ich alle zwei Wochen 24 Stunden ohne Care-Verantwortung war. Wir hatten die Absprache, dass wir uns erst scheiden lassen würden, wenn die Kinder selbständig sind, um mir einen finanziellen Ausgleich für die viele Sorgearbeit zu gewähren. Darauf ließ er sich zunächst ein. Ich fand die Regelung gerecht. Nicht zuletzt weil er – mittlerweile noch ein Bundesland weiter weggezogen war, um mit der neuen Partnerin zusammenleben zu können – ein kinderfreies Leben führte, ganz ohne Verantwortung und Einschränkungen. Er überlegte es sich dann jedoch nach kurzer Zeit anders und reichte die Scheidung ein. Mit dem Schreiben seiner Anwältin kam dann auch die Aufforderung an mich wieder erwerbstätig zu werden, weil er nicht mehr gewillt war, Unterhalt für mich zu zahlen. Die Kinder seien ja nun groß genug. Nach fünf Jahren reiner Carearbeit für meine drei Kinder überkam mich Panik, dass ich keine neue Erwerbstätigkeit finden würde, die mich selber finanzieren würde und die ich mit der Care-Arbeit und ohne Familie/Unterstützung vor Ort leisten können würde. Das Schicksal meinte es überraschenderweise gut mit mir. Ich wurde über ein soziales Netzwerk angesprochen, ob ich einen Job annehmen würde, der a) komplett anders war als alles, was ich vorher gemacht hatte, b) der hohe Flexibilität mit sich brachte und c) mir ermöglichte, mich weiterzuentwickeln. Nun bin ich seit fast einem Jahr auf dieser Stelle und bekomme regelmäßig sehr positives Feedback für meine Arbeit. Dass ich zuvor fünf Jahre Care-Arbeit geleistet hatte, ohne mich parallel weiterzubilden, dass ich branchenfremd bin und dass ich alleinerziehend bin, war zu keinem Zeitpunkt Thema. Dafür bin ich sehr dankbar. Gestern wurde diese Ehe nun geschieden. Und ich lebe ein verantwortungsvolles Leben mit drei Kindern. Der Vater zieht von dannen. Es gab viele Momente, in denen ich dachte, dass ich das alles nicht schaffen kann. In diesen Momenten habe ich Anläufe unternommen, Hilfe einzufordern – beim Vater der Kinder (komplett ohne Erfolg), bei Therapeutinnen („Die Kinder sind doch super drauf. Das machen Sie toll.“), beim Jugendamt („Der Vater wird in ein, zwei Jahren gar nicht mehr für die Kinder da sein und man kann ihn nicht zwingen eine aktive Vaterrolle einzunehmen… Wollen Sie die Kinder etwa nicht?“). Anscheinend erfüllte ich an keiner Stelle die Kriterien für Hilfe. Mein Learning: Ich frage nicht mehr nach Unterstützung. Was ich sehr bitter finde. Als Mutter wird erwartet, dass ich permanent aus meiner Komfortzone gehe bzw. ich habe den Eindruck Müttern wird jegliche Komfortzone abgesprochen. Ich war und bin es heute auch noch manchmal viel zu oft überfordert. Und trotzdem habe ich jeden Tag weitergekämpft. Ich bin gewachsen, hatte aber auch das ein oder andere Mal das Gefühl kurz davor zu sein, zu zerbrechen. Ich bin gespannt, wie ich die Situation in 10 Jahren bewerte und welche Rückmeldungen ich von meinen Kindern bekommen werde.

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