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Positionen

Abschaffung des 8-Stunden-Tags ist ein Angriff auf Sorgearbeitende und Geschlechtergerechtigkeit

9.07.2025

Die Liga für unbezahlte Arbeit verurteilt die geplante Abschaffung des 8-Stunden-Tags durch die Bundesregierung als antifeministischen Rückschritt, der Sorgearbeitende systematisch benachteiligt und die Geschlechterungleichheit in Deutschland weiter verschärfen wird.

Sorgebeziehungen leiden unter überlangen Arbeitstagen

Die geplante Ausweitung der täglichen Arbeitszeit auf bis zu 12 Stunden bedroht die Grundlagen funktionierender Sorgebeziehungen. Sorgearbeit – sei es die Betreuung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder die emotionale Unterstützung in Freundschaften – erfordert kontinuierliche Präsenz und kann nicht beliebig verschoben oder komprimiert werden. 

„Sorgezeiten sind unkürzbar und nicht optional“, erklärt Jo Lücke, Gründerin der Liga für unbezahlte Arbeit. „Wenn Erwerbsarbeitszeiten ausgeweitet werden, bleibt diese essenzielle Arbeit trotzdem bestehen – sie wird nur noch mehr in die Randzeiten gedrängt oder von bereits überlasteten Personen übernommen.“

Gesundheitliche Belastungsspitzen gefährden Sorgekapazitäten

Überlange Arbeitszeiten führen nachweislich zu erhöhtem Stress, Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen. Wer nach einem 12-Stunden-Tag nach Hause kommt, hat weder die physische noch die psychische Kapazität, qualitätsvolle Sorgearbeit zu leisten. Die Folge: Sorgebeziehungen werden oberflächlicher, Kinder und pflegebedürftige Angehörige erhalten weniger Aufmerksamkeit, und die Qualität der Fürsorge sinkt dramatisch.

Besonders problematisch ist, dass diese Belastung nicht gleichmäßig verteilt ist: Frauen leisten bereits heute durchschnittlich acht Stunden mehr unbezahlte Sorgearbeit pro Woche als Männer. Eine Ausweitung der Erwerbsarbeitszeit verschärft diese Doppelbelastung zusätzlich.

Gender Lifetime Earnings Gap wird sich weiter vergrößern

Die geplanten steuerfreien Zuschläge für Überstunden, die nur Vollzeitbeschäftigten zugutekommen, sind dabei ein direkter Angriff auf die wirtschaftliche Gleichstellung. Fast jede zweite erwerbstätige Frau arbeitet Teilzeit – oft unfreiwillig aufgrund von Sorgeverpflichtungen. Diese Frauen werden von den steuerlichen Vorteilen systematisch ausgeschlossen.

Wenn Vollzeitarbeit steuerlich belohnt wird, während Teilzeitarbeit benachteiligt bleibt, verstärkt das die bereits bestehende Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Der Gender Lifetime Earnings Gap – also der Unterschied in den Lebenseinkommen von Männern und Frauen – wird sich dadurch weiter vergrößern. Das widerspricht dem Verfassungsauftrag, die Gleichstellung der Geschlechter aktiv voranzubringen. 

Antifeministischer Rückschritt in der Arbeitspolitik

Die Abschaffung des 8-Stunden-Tags ist ein antifeministischer Rückschritt. Statt Sorgearbeit gesellschaftlich anzuerkennen und fair zu verteilen, wird ein System gestärkt, das Sorgearbeitende systematisch benachteiligt.

Die Liga für unbezahlte Arbeit fordert stattdessen:

  • Beibehaltung des 8-Stunden-Tags als Schutz vor Überausbeutung
  • Reduzierung der Normalarbeitszeit zur besseren Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit
  • Steuerliche Gleichstellung** von Teilzeit- und Vollzeitarbeit
  • Aufnahme der familiären Fürsorgeverantwortung in Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes als Diskriminierungsmerkmal

Sorgearbeit ist systemrelevant

„Unsere Gesellschaft funktioniert nur, weil täglich Millionen von Menschen unbezahlte Sorgearbeit leisten“, betont Franzi Helms, Geschäftsführerin der Liga.

Diese Arbeit ist nicht weniger wichtig als Erwerbsarbeit – sie ist die Grundlage des Zusammenlebens. Eine Politik, die Sorgearbeitende systematisch benachteiligt, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.


Über die LUA:
Die Liga für unbezahlte Arbeit e.V. ist die erste zentrale Interessenvertretung für alle familiär Sorgearbeitenden in Deutschland. Sie wurde 2025 gegründet und setzt sich für die rechtliche Absicherung und gesellschaftliche Aufwertung von Sorgearbeit ein.

Hinweis für die Redaktion:
Bildmaterial und Hintergrundinformationen finden Sie unter https://lua-carewerkschaft.de/presse/

Jo Lücke (sie/ihr) / Franzi Helms (sie/ihr)
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