Zum Internationalen Kindertag sprechen viele über das Wohl der Kinder – aber wer zieht politische Konsequenzen daraus? Wenn Spitzenpolitiker wie Friedrich Merz fordern, alle müssten „mehr arbeiten“, dann stellt sich die Frage: Auf wessen Rücken soll diese Arbeitszeitverlängerung ausgetragen werden? Und was bedeutet das für Kinder?
Die Annahme, dass mehr Erwerbsarbeit automatisch mehr Wohlstand schafft, blendet aus, dass Kinder Zeit, Begleitung und Beziehung brauchen. Nicht Konsum, sondern verlässliche Sorgearbeit ist das Fundament gelingender Entwicklung. Wenn Eltern, Erziehende und Lehrkräfte noch weniger Zeit haben, entsteht ein Vakuum. Es fehlt an Zuwendung, an Gespräch, an Medienbegleitung – an allem, was junge Menschen in einer komplexer werdenden Welt stärkt.
Die Folgen dieser unterlassenen Sorgearbeit sind bereits spürbar: psychische Belastungen nehmen zu, Einsamkeit und Desorientierung wachsen, soziale Ungleichheiten verfestigen sich. Auch Schulen und Kitas leiden unter Personalmangel, überlasteten Fachkräften und fehlender Struktur für echte Beziehungsarbeit. Und genau dort wird gekürzt – statt investiert.
Die Forschung ist eindeutig: Der Ökonom James Heckman zeigte bereits vor über 15 Jahren, dass Investitionen in frühkindliche Bildung und Betreuung – also in die Sorgearbeit rund um Kinder – die höchste gesellschaftliche Rendite erzielen. Doch aktuell steuern wir in die entgegengesetzte Richtung: weniger Zeit für Kinder, schlechtere Bedingungen für Betreuung und Bildung, wachsender Druck zur Erwerbsarbeit.
Als Liga für unbezahlte Arbeit fordern wir deshalb: Sorgearbeit muss als gleichwertig anerkannt und verfassungsrechtlich geschützt werden. Unsere zentrale Forderung ist die Aufnahme von familiärer Fürsorgeverantwortung als Diskriminierungsmerkmal in Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes. Denn wer wegen Sorgearbeit benachteiligt wird – ob ökonomisch, sozial oder politisch – ist oft nicht nur selbst betroffen, sondern auch die Kinder, für die gesorgt wird.
Ein Grundgesetz, das Fürsorge schützt, schützt auch Kinder. Es schafft neue Grundlagen für eine gerechtere Zeitverteilung, bessere Bedingungen in Kitas, Schulen und Familien – und für eine Gesellschaft, die Sorge nicht nur fordert, sondern endlich fördert.
Über die LUA:
Die Liga für unbezahlte Arbeit e.V. ist die erste zentrale Interessenvertretung für alle familiär Sorgearbeitenden in Deutschland. Sie wurde 2025 gegründet und setzt sich für die rechtliche Absicherung und gesellschaftliche Aufwertung von Sorgearbeit ein.
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